Ein passendes MTB für Kinder zu finden ist nicht leicht. Schnell kommen Fragen auf wie:

  • Wie groß sollte das Rad sein?
  • Auf welche Ausstattung sollte man achten?
  • Wie schwer darf es sein?
  • Wie teuer ist ein „gutes Rad“?

Um hier den Eltern und Kids hilfreiche Tipps zu geben, haben wir versucht die – aus unserer Sicht – wichtigsten Punkte zusammen zu fassen:

1. Fahrradgröße

Die perfekte Größe lässt sich nicht pauschal – z.B. in Abhängigkeit des Alters bestimmen. Wichtig ist, dass das Rad zum Kind passt und nicht umgekehrt. Daher gilt:

  • Die Rahmengeometrie sollte speziell für Kinder gemacht sein. – Hersteller mit guten Kindergeometrien haben wir unten aufgeführt.
  • Ein kleines Erwachsenen-MTB ist damit kein geeignetes Kinder-MTB!
  • Mit einer guten Kinder-gerechten Rahmengeometrie können die Kinder meist früher verhältnismäßig große Laufräder fahren, die Hindernisse besser überrollen können.
  • Ein Überspringen einer Radgröße ist in den seltensten Fällen sinnvoll – auch wenn viele Händler anderes behaupten und damit häufig zu große Räder verkaufen. Das „Reinwachsen“ ist also nie sinnvoll – wenn das Kind auf Grund eines zu großen Rades unsicher fährt, ist dies einerseits ein Sicherheitsrisiko, andererseits nimmt es auch den Spaß am Fahren. Die Idee, mit einem größeren Rad zu sparen, weil das Kind dann „länger etwas davon hat“, geht nicht auf. Tips zur Finanzierung siehe unten.

So kann man in etwa folgende Größentabelle zu Grunde legen:

KörpergrößeLaufradgröße
klassische Kinderräder
Laufradgröße
bei spezieller Kindergeometrie
115 – 125 cm16/18/20 Zoll20 Zoll
120 – 135 cm20 Zoll24 Zoll
135 – 150 cm24 Zoll26 Zoll
145 – 160 cm26 Zoll27.5 Zoll
150 – 170 cm27.5 Zoll / 29 Zoll29 Zoll

Die Hersteller von Kinder-MTBs geben hier detaillierte Angaben, die vor dem Kauf geprüft werden sollten. Eine Probefahrt ist in i.d.R. immer Fällen sinnvoll.

Weitere Hinweise zur Radgröße findet man hier.


2. Gewicht

Da Kinder ein deutlich geringeres Körpergewicht haben und damit weniger Kraft als Erwachsene, sollten MTBs für Kinder möglichst leicht sein, damit die Kinder Spaß am Mountainbiken haben können. Wenn zum Beispiel ein 8-jähriges Kind, welches 30 kg wiegt, mit einem 11 kg 24″ MTB fährt, dann ist das genau so, wie wenn ein Erwachsener mit 75kg bei seinem 26kg E-Bike den Motor bergauf nicht anschaltet. – Das macht einfach keinen Spaß!

Radgrößemax. Rad-Gewicht gutes Rad-Gewicht (Hardtail)
20 Zoll9 kg< 8 kg
24 Zoll10.5 kg< 9 kg
26 Zoll12 kg< 10.5 kg
27.5 Zoll / 29 Zoll14 kg< 12 kg

3. Ausstattung

Hinsichtlich der Ausstattung gibt es natürlich eine ganze Bandbreite, die sich sowohl auf Funktion, Gewicht und Kosten auswirkt.

Schaltung

  • 1-fach Schaltung: nur 1 Kettenblatt vorne, 8-11 Gänge
    (Hintergrund: einfache Bedienung, höhere Funktionssicherheit, einfachere Reinigung)
  • Kindergerechte Kurbeln: reduzierte Kurbellänge (ca. 10% der Körpergröße) und kleiner Q-Faktor (Breite – ca. 150mm).

Bremsen

  • Kindergerechte, leichgängige Bremsgriffe mit einstellbarer Griffweite
  • bis 20″ V-Brakes – sind leicht, günstig und für kleine Kinder hinsichtlich der Bremswirkung völlig ausreichend
  • bei 24″ V-Brakes – für allg. Einsatz, hydraulische Scheibenbremsen für regelmäßigen Bikepark-Besuch
  • ab 26″ hydraulische Scheibenbremsen

Reifen

  • Möglichst breite, grobstollige Reifen (min. Breite 2.1″, besser 2.2″ oder mehr)
  • Sollte ein Rad zu schmale Reifen haben, kann man mit einem neuen Paar breiteren Reifen (schon ab 40€) den Grip und die Dämpfungseigenschaften mit überschaubarem Aufwand deutlich verbessern.
  • Für guten Grip und Komfort sollten die Reifen nicht zu stark aufgepumpt werden. Für Kinder sind 1.5 bar ein guter Anhaltswert – auf jeden Fall weniger als 2 bar.

Federgabel

  • Bis einschließlich 20 Zoll Starrgabel – keine Federgabel.
    (Hintergrund: Die Federgabeln an kleinen Rädern sprechen gar nicht auf das geringe Fahrergewicht an. Das Mehrgewicht einer Federgabel ist also völlig unnütz.) Ein straffes Fahrwerk schult die Linienwahl, korrekte Gewichtsverlagerung und damit auch die Fahrtechnik.
  • Bei 24″-Rädern haben nur hochpreisige Räder (ab ca. 900€) kindergerechte Federgabeln verbaut. Günstiger ist hier eine Starrgabel mit breiten Reifen (z.B. 2.4″) und niedrigem Luftdruck.
  • Ab 26″ machen Federgabeln Sinn, wenn die Kinder auf ruppigem Untergrund unterwegs sind.

Full-Suspension

Ein Hardtail (nur mit Federgabel vorne) reicht für MTB-Touren immer aus. Wenn Kinder sich jedoch in Richtung Downhill / Enduro orientieren, kann ein vollgefedertes Rad sinnvoll sein. Bei jüngeren Kindern und Rädern unterhalb von 24″ machen Fullys keinen Sinn. In jedem Falle sollte man abwägen, wie oft die verbesserte Dämpfung wirklich genutzt wird – Fullys sind teurer und schwerer als Hardtails.

Pedale

Die Pedale sollten möglichst griffige Flatpedals sein. Kunststoff-Blockpedale mit glatter Oberfläche sind nicht akzeptabel, da diese insbesondere bei Nässe keinen Halt bieten. Bärentatzen haben sind im Vergleich zu Flatpedals relativ schmal und haben somit nur eine reduzierte Auflagefläche für den Schuh.
Damit die Schuhe guten Halt auf dem Pedal haben, sollten diese eine flache, griffige Sohle haben.

Anbauteile

Die wenigsten Kinder fahren bei Dunkelheit und im strömenden Regen. Daher sind eine fest verbaute Lichtanlage, fest installierte Schutzbleche oder andere schwere unnötige Bauteile nur Ballast und werden nicht benötigt. Wenn es früher dunkel wird, sind flexibel montierbare LED-Stecklichter eine gute Alternative. Diese sind auch gemäß §67 StVZO-konform und damit auch für die Fahrrad-Prüfung in der 4. Klasse geeignet.

Reflektoren in den Speichen können angebracht werden, sollten aber auch auf holperigen Wegen fest sitzen.

Sofern Kinderräder auch alltags benutzt werden, ist häufig ein Ständer am Rad montiert. Dieser sollte jedoch einen größeren Widerstand zum Ausklappen haben, damit dieser sich nicht bei Abfahrten auf ruppigem Untergrund eigenständig ausklappt.

Ein Flaschenhalter am Rahmen (nicht am Lenker) sollte an keinem Kinder-MTB fehlen. Passende Trinkflaschen dazu gibt’s natürlich beim TSV Bike Team.

Eine versenkbare Sattelstütze kann bei Rädern ab 26″ auf schwierigen Abfahrten hilfreich sein, da der Körperschwerpunkt weiter abgesenkt werden kann.


4. Kosten

Gute Kinderräder haben sicherlich einen höheren Kaufpreis als weniger gute Räder. Zu beachten ist jedoch, dass der Wiederverkaufswert von guten Kinderrädern deutlich höher ist. Somit reduziert sich damit der Wertverlust und relativiert dadurch den höheren Anschaffungspreis.

Beispiel:
Ein gutes 20″-Kinderrad kostet z.B. 440€, kann nach 2 Jahren aber für min. 360€ wieder verkauft werden. Damit liegt der Wertverlust bei unter 40 €/Jahr. Kostet ein „billiges“ 20″-Kinderrad 200€, wird man keine 100€ mehr nach 2 Jahren dafür bekommen. Damit nicht nur der Wertverlust höher, das Kind hat auch 2 Jahre lang weniger Spaß am Radfahren – im schlimmsten Falle sogar den Spaß daran verloren.

Um Anschaffungskosten zu sparen, lohnt es sich gute gebrauchte Räder in Erwägung zu ziehen. Diese kosten dann zwar noch immer etwas mehr als „billige“ Räder, der Fahrspaß ist aber sicher deutlich höher. Auch ein „billiges“ Rad, welches nur immer Keller steht, ist noch zu teuer! Gute gebrauchte Kinderräder findet man selten beim Händler – ebay Kleinanzeigen ist meist eine gute Quelle. Man sollte hier jedoch im größeren Umkreis suchen.


5. Hersteller leichter Kinderräder mit Kindgerechter Geometrie

Eine gute Übersicht über leichte Kinderräder findet man auf: www.kinderfahrradfinder.de

  • BMC
  • Canyon
  • Cube (höherwertige Varianten)
  • Early Rider
  • Eightshot
  • Federleicht
  • Giant
  • Islabikes
  • Kaniabikes
  • KUbikes
  • MTB-Cycletech
  • Naloo
  • Orbea
  • Propain (insbesondere Fullys)
  • Pyro
  • Scool
  • Scott
  • Spawn
  • Specialized
  • Stevens (höherwertige Varianten)
  • Trek
  • Vitus
  • VPace
  • woom